Provinz Navarra

Tag 1, 05.September 2015

von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Roncesvalles,  27km, ⬆️ 1.447 ⬇️ 772
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Am ersten Morgen meines Jakobsweges stiefelte ich dann los, Richtung Roncesvalles. Leider fehlte das Erlebnis durch das Tor von SJPdP zu gehen. Die Herberge lag oberhalb der Stadt. Der erste Tag, der erste Kilometer von 900, ich war gespannt.
Meine erste Etappe war 27 km lang und führte über die Pyrenäen. Ich dachte mir… das mach ich locker in 8 Stunden … denkste… es ging bergauf, und zwar gefühlt nur bergauf, auf ca. 1600 Meter. Bei einem Zwischenhalt in Orison war ich schon fix und fertig. Ich machte eine Stunde Pause und lief dann weiter . Ein großer Fehler. Ich hatte noch nicht mal die Hälfte der Etappe geschafft und war auch noch nicht oben auf dem Gipfel. Der Rucksack drückte auf meine Schlüsselbeine und mir war kalt. Etwas überzuziehen kam mir aber irgendwie nicht in den Sinn . Oben angekommen ( es war schon nachmittags) war ich mit meinen Kräften am Ende und immer noch 10 km vor mir. Ich dachte Gottseidank jetzt geht es nur noch abwärts. … nächster Fehler. Abwärts ist für Kniegelenke und speziell für meine, eine Tortur. Kurzum ich kam in der Dämmerung in Roncesvalles total erschöpft aber froh es geschafft zu haben an. Ein Bett bekam ich in einem zweckmäßigen eingerichteten Schlafcontainer auf dem Parkplatz wo auch Klo und Dusche waren. Pilgemenü gab es nicht mehr also ließ ich es mit gut gehen und bestellte a la carte Entenkeule mit allem drum und dran dazu eine Flasche Rose aus der Navarra. Eine ganze Flasche Rose´… Die spürte ich dann auf den Weg in mein Quartier. Ich wollte nach rechts, meine Beine aber nach links.  Glücklich schlief ich ein und schlief so fest, das ich nicht merkte das noch andere Pilger in den Container kamen.

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Tag 2, 06.09.2015

Roncesvalles nach Zubiri, 27,42 km, ⬆️ 180m, ⬇️ 347m
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Der zweite Tag fing gut an, nichts tat mir weh außer die Schlüsselbeine, die waren rot und etwas lädiert, und ich glaube ich habe mich in den Pyrenäen erkältet. Aber kein Muskelkater… war schon erstaunlich das ich mit meine 106 kg Lebendgewicht das so ohne weiteres wegsteckte. Heute mal eine Strecke ohne große Höhenunterschiede, da kann ich mich nicht überfordern. Gestern lief ich fast ohne Mitpilger, heute dagegen ist hier richtig was los, richtig Rummel. Ich denke das viele Pilger sich die Pyrenäen Überquerung verkneifen und ihren Pilgerweg (was nicht verwerflich ist) erst in Roncesvalles beginnen.
Jedenfalls war der Weg nach Zubiri einfach zu gehen. In Zubiri angekommen, gehe ich erst einmal zum Öffentlichen Refugio um ein Bett zu ergattern. Tja und was soll ich sagen… Completo… es gab kein Platz mehr für alle die nach 16 Uhr da ankamen. Ich versuchte ein Zimmer in Pensionen und Hotels zu bekommen. Alles war ausgebucht. Wieder in der öffentlichen Herberge wurde mir dann gesagt, für 5 Euro könne man nebenan in einer Halle übernachten, auch Sanitäre Anlagen sowie Waschplatz kann man mitbenutzen. Ich nahm dankbar an, und ging in die Halle. Dort gab es einen Stapel siffiger Matratzen. Mir war es nun auch egal, Hauptsache was zum schlafen. Der Abend wurde sehr angenehm. Kontakt mit anderen Pilgern hatte ich keinen, …. ich wollte einfach nur mit mir allein sein. Ich musste doch auf meiner 2.Etappe viel an Niels denken.  Ich habe mich dann doch noch ganz gut in der „Halle“ eingerichtet. Mit mir waren ca 80 Pilger in den Raum die meisten hatten nicht mal eine Matratze und mussten auf den Boden schlafen. Hab also noch Schwein gehabt. Wenigstens waren Klo Dusche und Waschgelegenheit neu und wirklich sehr sauber
Das Essen: war mal wieder „Pilgermenü“ diesmal 2 Corrizos ca 10 Stk Pommes …. Ende…. das für 10 Euro…. Aber die Pizza die ich mir danach in einem Restaurant bestellte war lecker.

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Tag 3. 07.September 2015

Zubiri nach Pamplona,  22,25 km ⬆️ 438 m ⬇️516
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Bin in Zubiri um 7 Uhr losgegangen.
1. Pause nach 150 m erst mal 2 Kaffee…. dann ging es aber los und zur Abwechslung erst einmal 1 km aufwärts. Nach 10 km und 2 Stunden später dann die erste Möglichkeit zum Frühstück. Die Schultern machen immer mehr Probleme, meine Erkältung auch.
Dann nach 8 Stunden Ankunft in Pamplona… und prompt verlaufen also rein in den Bus und in die Innenstadt. Hostel gefunden wo ich mich für 2 Nächte eingebucht habe.
Also ist morgen Ruhetag, ich bin schlapp wegen der Erkältung und ausserdem sind Schultern und Schlüsselbeine inzwischen so schlimm, das schon die kleinste Berührung schmerzt. Morgen suche ich einen Pilgershop wo ich vielleicht Polster für meine Tragegurte kaufen kann.  Übermorgen geht’s dann weiter.

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Tag 4. 08.September 2015

Ruhetag

Nachdem ich in einem richtigen Bett, mit richtiger Bettwäsche und eigenem Bad ausgeschlafen habe, geht es mir richtig gut. Pamplona ist wunderschön, es gibt viel zu sehen. Einzig mein Schulterproblem ist noch da. Also suche und finde ich einen Pilgershop wo ich auch gut beraten wurde. Der Verkäufer fragte mich was für ein Problem ich mit den Gurten hätte. Ich setze mir den Rucksack auf… so wie ich ihn eben immer trage. Der Verkäufer sieht sich das an und meint „Du trägst den Rucksack ja auf den Schultern“, ich denke mir na soll ich den hinterherschleifen? der ist ja lustig… und dann wird es fachmännisch. Er erklärt mir das der Rucksack auf den Hüften getragen wird und an den Schultern nur locker anliegt. Ich frage ihn „welche Hüften?“ meine Taille geht nach aussen, (quasi Apfelfigur) er sagt das machen wir schon. Er stellt mir also den Rucksack ein. Er zieht mir den Beckengurt so zu das ich denke meine Eingeweide kommen oben und unten raus. Keine 5 Minuten später  und alles ist wieder OK. An der Taille drückt nichts und die Schultern sind entlastet. Bei JoJo in Potsdam wurde mir das auch so erklärt… und ich hatte das wahrscheinlich mal wieder vergessen.

Und dann war da noch was mit der Brille… Also wenn dir die mal runterfällt, und du trittst sofort mit Wanderstiefel drauf, … dann sieht sie so aus:IMG_4225

Habe zum Glück ja noch eine Reservebrille a la Jürgen Klopp. Pamplona ist eine sehenswerte Stadt, (ausser beim Stiertreiben… das ist für mich Tierquälerei). Die Bar von Ernest Hemingway ist jetzt eine Dönerbude so wurde mir erzählt. Das Café wo er einst saß ist immer noch vorhanden. Pamplona lohnt sich für 2 Tage.

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Tag 5. 09.September 2015

Pamplona nach Puente la Reina 26,43 km,  ⬆️489 m, ⬇️605m
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Der Weg aus Pamplona ist ziemlich öde, man läuft viel an Strassen entlang. Dann aber wenn das geschafft ist dann wird es wieder richtig schön. Anstrengend ist der Aufstieg auf den Monte el Perdon. Da quält man sich hoch über Schotterpisten, freut sich das man es geschafft hat, und dann… steht da oben eine Pommesbude, ich dachte ich werd nicht mehr. Nicht schön. Sehr viel Rummel.

Heute war es teilweise wieder die Härte… Über Schotter hoch und auf der anderen Seite über noch mehr Schotter runter. Meine Erkältung scheint überwunden.
(Danke für eure Anteilnahme)
Ich hab ja etwas geschummelt… Oben bei der Pommesbude stand ein Wagen von der Herberge Santiago Apostol der kostenlos das Backpack mitnimmt (hier herrscht Konkurrenz unter den Herbergen)… Hab ich wahrgenommen… war schön die letzten km nur mit leichten Marschgepäck zu laufen zumal der Weg nicht ohne war. Wie gesagt die Herberge ist recht neu hat ca 70 Betten a la Jugendherberge ist preiswert und gut und sehr sauber. Kann ich nur empfehlen.

Noch etwas… Bin bisher 103 km gepilgert… Nur mal so am Rande.
Und dabei kommt ne Menge hoch worüber man so nachdenkt… hab heute schön geheult…  das befreit.

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Tag 6. 10.September 2015

Puente la Reina nach Estella 24,9 km, ⬆️ 543m , ⬇️486m
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Aufstehen nach einer sehr lauten Nacht (so ziemlich alle haben geschnarcht… ich wohl auch😊).

Um 5:30 aufgestanden, ich hatte  ein Bett am Ausgang wo dann die Nachtpilger schon sehr früh alle anderen stören. 2 Kaffee runtergekippt und gleich auf die Piste. 
Nach 3 km oder eine Dreiviertel Stunde später dann Frühstück.
Schön bei leichten Regen (der aber warm ist) gelaufen bis zu einer Albergue wo Halbzeit war.
Heute fiel mir das laufen schwer, habe etwas geschwächelt oder hatte vielmehr keine Lust zu laufen… Vielleicht sollte ich meine Touren nicht so lang machen. Ich muss ja keinem etwas beweisen.
Hatte mir Wasser gekauft welches nur in 1,5 l gleich 1,5 kg gibt plus den halben Liter den ich noch hatte… Hatte überlegt die Hälfte wegzugießen ließ es aber.
Unterwegs treffe ich eine Pilgerin ca 60 Jahre aus Kalifornien, sie sitzt… meckernder Weise auf einer Mauer und sagt zu mir: „so hab ich es verstanden
😊 stupid way, bullshit (mein Lieblingsschimpfwort auf Englisch), fucking camino!“ Ich fragte sie ob ich ihr helfen kann, sie sagte sie hätte nichts zu trinken… Tja, da haben meine 1,5 l doch noch was genutzt … Später traf ich sie rauchend und mit einem großen Bier in der Albergue wieder 😊😊😊

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Tag 7. 11.September 2015

Estella nach Los Arcos, 24,74 km, ⬆️ 453m , ⬇️438m
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Heute sind Unwetter mit Starkregen angesagt, kann ja lustig werden. Angekommen und  gleich ein Bett bekommen. Sitze gerade beim Abendessen, hatte mir Wasser bestellt.
Ich beobachte seit 3 Tagen ein Pilgerpärchen welche die 80 Jahre schon längst überschritten haben. Die Zwei laufen den Camino immer Hand in Hand, in Trippelschritten und kommen doch immer an. So richtig alte Liebe… wie im Film… Vielleicht mach ich mal ein Foto von den beiden.
Ja und eben kommt nun die alte Dame an meinen Tisch und spricht mich auf Französisch an. Ich denke sie möchte die Menükarte und ich sage „oui Madame“
Da nimmt sie sich mein Wasser, geht zu ihrem Tisch und gießt ihrem Mann und sich die Gläser voll. Die leere Karaffe stellt sie mir wieder auf den Tisch, bedankt sich mit „merci“ und geht wieder. War wie im Comic. Tolles Erlebnis eben oder?

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Tag 8, 12.September 2015

Los Argos nach Viana, 18,52 km, ⬆️ 505m , ⬇️462m
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Heute war der erste richtige Regentag, ist mal was anderes. So kommt der schwere Regenponcho mal zum Einsatz. Habe mich über den Poncho so richtig geärgert, 3 Minuten hält er dicht. Sobald er feucht ist lässt er den Regen durch, besonders an den Nähten… Fehlkauf.

Und seit 3 Tagen treffe ich die Dame aus Kalifornien immer mal wieder (die so geflucht hat)… sie flucht immer noch. Könnte mich wegschmeissen.

Der heutige Tag war recht anstrengend, es ging gefühlt nur hoch. Aber die Aussicht entschädigt für alles. Mir ist als ob ich 100 km weit sehen kann. Tolle Landschaft. In Viana ist heute das gleiche Volksfest wie in Pamplona. Die ganze Stadt mit Millionen Kinderwagen und deren Inhalt sind hier. Viana ist ein schönes Städtchen… ohne Volksfest. Morgen ist hier (genau wie in Pamplona) Stiertreiben. Dazu werden die Kopfsteinpflaster Straßen extra nass gemacht damit es für die Stiere schön rutschig ist. Tierwohl ist den Spaniern egal. Hauptsache Spass. Naja ich hab dazu eine andere Einstellung.

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Tag 9,  13.September 2015

Vienna nach Logroño 11,24 km, ⬆️ 118m , ⬇️198m
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Es war eine kurze Tour, ich muss nicht immer 25 km und mehr laufen. In Logroño hatte ich eine schöne Unterkunft , mitten in der Stadt. Fast wie ein Hotel. Richtig schön. Ich habe bis auf ein paar Wortwechsel noch keinen Kontakt mit anderen Pilgern gehabt. Wird langsam Zeit, das ich mich mal mit welchen unterhalte. Heute habe ich die Provinz Navarra verlassen und bin nun in der Provinz Rioja.

In Logroño drehen sogar die Glocken durch… hab ich vorher noch nie gesehen.