Galizien

Tag 32, 05.Oktober 2015

El Acebo nach Ponferrada, 18,31 km, ⬆️ 275m , ⬇️ 861m                                                               Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

Heute früh, in der Herberge … Fröhlich voller Tatendrang raus aus der Koje … Ab zum Zähneputzen…. 😡 kein Wasser ( auch fürs Klo nicht), dafür also waren die beiden Wasserkübel da. Denke ich, kein Problem hab ja Selters … Habt ihr ne Ahnung wieviel Schaum das gibt wenn man Selters zum Zähneputzen nimmt… Unglaublich
Also danach erst mal den Schaum von der Hose und T-Shirt gerieben.                          Heute ging es los im strömenden Regen zum nächsten Café … Welches zu hatte😡
Fürs Hotel reichte mein Bargeld nicht ( hatte noch 4,17€) . Nagut geht ja auch ohne Kaffee … Hatten die Pilger im Mittelalter auch nicht.
Ich musste 9 km über Ziegenpfade 860 m abwärts dafür hatte ich dann noch 9 km Straße zu laufen.
Und nun sitze ich in einem Café in Ponferrada beim Frühstück und schreib euch diese Zeilen.
Hatte sogar eben mit einem Engel geschrieben😉 der Engel weiß schon.

Ich schlafe heute in einer kirchlichen Herberge , wunderschön … nur leider an einem großen Parkplatz. bin erst mal nach Dusche und Wäsche waschen durch die Gemeinde gelaufen . Schönes Städtchen. Zum Essen habe ich nichts passendes gefunden also gehe ich gegenüber vom Parkplatz in ein Restaurant. Und wer sitzt da? Jaelyn und ihr Sohn. Sie winken mich an ihren Tisch und wir essen und trinken dann gemeinsam. Nicholas spricht ganz gut deutsch und ich schlecht englisch. Wir verstehen uns prächtig. Es war ein schöner Abend mit den zweien. Jaelyn strahlte wieder und ich war ganz verzaubert von ihrem Lächeln und lachen. So viel Lebensfreude.

Tag 33, 06.Oktober 2015
Ponferada nach Cacabelos, 20,07 km, ⬆️ 364m , ⬇️ 425m                                                       Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!
Heute früh geht es in Richtung Cacabelos. Vorher aber erst mal einen Café oder ein „desayuno Continental“. Also ab gegenüber in eine Hotellobby. Und wen treffe ich da? Die liebenswerte Pilgerin aus Seattle Jaelyn meine neue Pilgerfreundin mit ihren Sohn. Die hatten sich dort ein Zimmer genommen. Wir plaudern ein wenig … also ich mit meinem Schulenglisch welches nicht „the yellow from the egg“ 😊😊ist. Aber dank Nicholas geht die Kommunikation dann doch. Jaelyn, so heißt die junge Frau ist kurz davor den Camino abzubrechen. Sie hat riesige Probleme mit ihren Füßen. Besser gesagt Blasen an den Füßen, oder anders, es ist eine einzige Blase an beiden Füßen. Ich bitte sie mir Ihre Füße zu zeigen. Sie zeigt mir bereitwillig ihre Füße… eine einzige Katastrophe. Ich bin der Meinung sie muss dringend pausieren, das Problem ist das Zeitfenster welches sie für den Camino hat. Ich habe ja meine Apotheke dabei, also kümmere ich mich um ihre Füsse… desinfizieren, verbinden und mit Pflaster versorgen. Ich bin dabei sehr vorsichtig, sie soll keine Infektion bekommen. Sie ist mir dankbar dafür. Sie wird nach Sarria mit dem Bus fahren und dort pausieren. Vielleicht sehe ich sie ja dort wieder. Heute läuft sie aber noch… was ich nicht so gut finde. ….

Vorgesehen ist heute Pieros, ca. 18 km, vielleicht sogar Villafranca del Bierzo nochmal 8 km weiter…. Je nach Wetterlage, Lust und Laune. Heute hatte ich einen Bettnachbarn aus Deutschland. Der quatscht mich gleich voll wegen der vielen Flüchtlinge in Deutschland, und das ihn das ankotzt, die wollen alle nur unser Geld usw. Na die üblichen rechtsradikalen Sprüche eben. Dann der Spruch überhaupt… sagt er zu mir er kann Ausländer nicht leiden…. Ich habe ihn dann gefragt was er dann hier auf dem Jakobsweg macht😊. Das hat wohl gesessen. Er sprach dann kein Wort mehr ( mit mir ).
Es sind die kleinen Dinge die den Weg ausmachen.
Auch im Chaos funktioniert hier alles. ( hier ein ganz normaler Stromverteiler ).                       .                                                                                                                                                             Tag 34, 07.Oktober 2015
Nur noch etwas mehr als 190 km bis zum Showdown.
Cacabelos nach Villafranca del Bierzo, 26,79 km, ⬆️ 761m , ⬇️ 658m                                    Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!
Nun bin ich schon den 3. Tag mit den beiden Amerikanischen Staatsbürgern aus Seattle ( eigentlich aus Bellingham in der Nähe von Seattle). Da wir uns weder auf deutsch, englisch oder spanisch so richtig unterhalten können verstehen wir uns prächtig mit einem Mischmasch aus den drei Sprachen. Jaelyn ist so “ Charming and humorous“ ich mag die beiden sehr. Heute früh sind es 9 Grad, klarer Himmel und es werden 18 Grad erwartet. Ein schöner Tag zum laufen. Heute möchte ich den Camino Duro laufen, das heißt Berg hoch und später wieder runter. So wie Hape Kerkeling das in seinem Buch geschrieben hat…. Möchte… hab ich aber nicht, hab den Aufstieg verpasst / nicht gefunden.

Für den der kein Spanisch kann, wurde die Bedeutung des Wortes nochmal auf das Schild gemalt.
Heute war wieder ein nicht endend wollender Weg, zweimal verlaufen ( ich durfte ja die Nationalstraße 6 genießen )
Habe dann dort eben Musik gehört ( soll man ja nicht beim pilgern )
Unter anderem Barbra Streisand, Liza Minelli, Kool Savas und noch zum abspannen Lindsey Stirling
Wo ich losgelaufen bin konnte ich den Runtastic nicht einschalten weil immer eine Geschwindigkeit von 50 km/h anzeigt wurde. Das ist höchstens die Fallgeschwindigkeit wenn ich mal stolper.
Das GPS funktionierte erst eine halbe Stunde nachdem ich losgelaufen war wieder.
Heißt also … Ich war heute knapp 7 Stunden unterwegs und bin um die 28 km gelaufen.

Und nun sitze ich beim Bier … Ungeduscht… Weil keine Lust … und lass in dieser herrlichen Autobahnraststätte in Portela?… naja irgendwo zwischen Autobahn / Landstrasse und Tankstelle   ( was anderes ist diese Herberge nicht) die Seele baumeln. Heute habe ich die überaus reizende Catherine aus Deutschland kennengelernt. Eine tolle Frau und Pilgerin. Wir hatten gute Gespräche. Sie kennt auch Jaelyn und ihren Sohn. Ja der Camino ist eine kleine Welt für sich. Jeder kennt irgendwie jeden. Schön ♥️
Tag 35, 08.Oktober 2015
Villafranca del Bierzo nach Hospital, 25,08 km, ⬆️ 1.089m , ⬇️ 452m                                        Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!
4 Grad, … 18 und den ganzen Tag Sonne. es wird wohl der härteste Tag des Camino. Jaelyn und Nicholas werde ich vielleicht oder hoffentlich in Sarria wiedersehen. Jaelyn muss wegen ihrer Füße ein paar Tage aussetzen und hat mit dem Bus zwei Etappen übersprungen. Ist besser so.
Man kann hier tatsächlich ein Pferd mieten welches dann den Pilger und sein Gepäck nach oben auf den Pass bringt. Es ist ja nicht schlimm wenn man sich diese Tortur ersparen will, aber auf einem Pferd? Ich finde es nicht Ok, vielleicht sehe ich das ja falsch, aber für mich ist das Tierquälerei. Wenn es dann wenigstens Kaltblüter , Haflinger oder sowas wären.

Ich habe die ausgemergelten Tiere gesehen ( glaub ich ). Furchtbar. Na gut also rauf auf den Berg. Nach halber Strecke, oben am Pass in La Faba konnte ich dann endlich Frühstücken. Also eine Suppe und 2 Alkoholfreie Biere. Ich habe unterwegs alle meine Mineralien verbraucht. War nett, ich frühstücke und dabei schlendern Kühe an mir vorbei.

Und ich Wechsel heute zum letzten mal die Provinz. Ich bin nun in der Provinz Galizien. habe ein kleines Problem, ich habe keinen Schlafplatz. Ich bin schon in Linera, auch da alles voll. Muss also noch einen Ort weiter. Mein Problem, … ich kann nicht mehr. Mal sehen wie weit ich komme.
Feierabend, habe in Hospital ( IN, nicht IM😊 ) noch ein Bett bekommen. In der Dorfkneipe hatte ich das bisher beste Pilgermenü dieses Caminos gegessen.
Tag 36, 09.Oktober 2015
Hospital nach Sarria, 40,94 km, ⬆️ 634m , ⬇️ 1.461m                                                                  Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

Keine Ahnung wie kalt es ist, in 1.200 Meter Höhe ist es immer Kalt. Jedenfalls haben wir klaren Himmel. Ich will heute versuchen von diesem Berg herunter zukommen.Weit über 20 km… meinem Knie habe ich nichts davon gesagt. Sonst hätte es gleich gestreikt.In Alto do Poio ist erst mal Frühstück angesagt. Die Orts und Straßennamen erinnern mich nun immer mehr an Portugal.

Heute habe ich besonders viel an Sabine gedacht. Ich habe die Schutzengelkarte die sie mir geschenkt hatte immer dabei. … Sie hätte die besser gebrauchen können. Sabine du fehlst mir sehr.

Der berühmteste Apfelkuchen des Camino, hier in Triacastela. Den muss man einfach gegessen haben.
Heute komme ich nicht vorwärts, erst 15 km . Ich habe wirklich Probleme mit meinem Knie. …. Und dann sind da noch so viele Cafés 😊. Landschaftlich eine der schönsten Etappen finde ich. Nur etwas zu lang.

Ich bin doch tatsächlich in Sarria angekommen, nach 12 Stunden. Das erste Hotel was ich fand war meins. Ausgepowert aber glücklich. Ich bin richtig zufrieden und fühle mich wohl. Morgen ist Auszeit . Vielleicht treffe ich ja meine beiden Amis wieder.
Trotzdem war heute  nicht mein Tag, ich wollte eigentlich nur den Berg runter, also so um die 25 km. Und was passiert? Alle Albergues / Herbergen “ Full ,Completo “
Also sag ich mir… Bis zum nächsten Ort sind es ja nur ein paar Kilometer 😞 …. War ja richtig, es gab aber 3 Alternativen zum laufen und ich hab mir den falschen Weg ausgesucht😡 die ersten beiden Albergues waren “ ecologica“ also da gab es nichts … überhaupt nichts… Keine Waschmaschine, Wifi, warmes Essen … Nichts
Tja, und so bin ich nun ein Tag eher in Sarria gelandet.
Tolles Hotel “ Doppelzimmer“ für 2 Nächte für 30 ! Euro
Man muss auch mal Glück haben 😊

Tag 37, 10.Oktober 2015

Ruhetag

So nun bin ich in Sarria, völlig ausgepowert, es gibt nichts was mir nicht wehtut. Der gestrige Gewaltmarsch steckt mir noch in den Knochen. Vielleicht bleibe ich sogar 2 Tage hier. Es ist die letzte Pause vor Santiago. Bisher bin ich ca. 740 km gepilgert.                    Ich bin nun doch aus dem Hotel ausgezogen. Ich habe keine Lust alleine zu sein. Vielleicht treffe ich ja mir bekannte Pilger.

Und nun habe ich nicht nur Jaelyn und Nicholas, sondern auch Ulli und Rosella aus Berlin, Hailey, Kerri  und noch andere mir bekannte Pilger getroffen.  Ich habe mich in einer wunderschönen Herberge bei Jaelyn und Nicholas einquartiert. Heute Abend treffen wir uns alle in der Pizzeria nebenan zum Abendessen.

Es war so schön heute Abend. Svenja ( meine Tochter ) hat mir eine Nachricht gesendet. Sie schreibt ( mit Foto ) das Sascha um ihre Hand angehalten hat. Sie hat ja gesagt und ist nun offiziell verlobt. Ich bin so glücklich darüber. Wir singen den beiden ein Ständchen. Nach dem ( lange dauernden ) Abendessen sind Jaelyn ihr Junior, ein paar andere und ich noch in das Kaminzimmer gegangen und haben selbstgebrannten Grappa und Zitronenlikör getrunken, Lieder gesungen über unseren Jakobsweg, unsere Erlebnisse ausgetauscht. Jaelyn und ich verstehen uns wirklich gut. Ich mag sie sehr . Es war ein wirklich schöner Abend, der schönste auf meinem bisherigen Jakobsweg. Ich habe beschlossen auch morgen auszusetzen. Es ist einfach zu schön hier.

Tag 38, 11.Oktober 2015

2.Ruhetag

Jaelyn die anderen und ich, wir sind in viele Gespräche gekommen. Schönes Gefühl. Der Tag wird vertrödelt und ist sehr entspannt. Morgen früh geht es weiter, allein. Ich bin hier zwar auch um auf andere Gedanken zu kommen, trotzdem muss ich weiter. Das Wetter wird nicht besser und es wird immer kälter mit viel Regen. ich möchte ja auch ankommen in Santiago und dann noch weiter bis nach Finesterra und Muxia.

Tag 39, 12. Oktober 2015

Sarria nach Portomarin, 25,44 km, ⬆️ 496m , ⬇️ 569m                                                            Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

11 Grad , es regnet, ziemlich stark sogar.
Heute geht es bis Portomarin Ca 21 km
Inzwischen hab ich hier so etwas wie eine “ Familie “ Jaelyn und ich sind die Eltern, der Rest sind die Kinder 😊
Wir werden den Camino nun gemeinsam zu Ende laufen,
Alle 5

Der Camino bedeutet nun für mich …
Geborgenheit , Liebe, Freude
Verständnis, Verlässlichkeit, …
Aber auch Spaß, Leben und Glück
Und all die schönen Dinge die das Leben gibt… welche aber im Alltag verkümmert waren.
Ich bin einfach nur froh und glücklich.

Tag 40, 13.Oktober 2015

Portomarin nach Palas de Rei, 28,62 km, ⬆️ 578m , ⬇️ 361m                                                  Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

Heute früh sind es 8 Grad, 20 sollen es bei Sonne pur werden, und das auf einer Etappe wo es ist nur aufwärts geht. Mal sehen was kommt.  Jedenfalls ist hier schöne Landschaft. Herrlich.

Ich bin heute wieder alleine gelaufen . Meine Pilgerfamilie treffe ich dann am vereinbarten Treffpunkt.
Tag 41, 14.Oktober 2015

Palas de Rei nach  Arzua, 16,41 km,  ⬆️ 325m , ⬇️ 456m                                                         Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

Heute ging es durch wunderschöne Hohlwege, über Bäche und an Feldern und Weiden vorbei. Bei allerschönsten Wetter. Irgendwie sind alle fröhlich und gut drauf, aber wir wissen das der Camino bald zu Ende ist. Das wiederum macht nachdenklich. Der Pilgerweg ist mit Steinmauern gesäumt, … so stelle ich mir Irland oder Schottland vor. Nicht mal mehr als 40 km bis zum ersehnten Ziel.

Wir haben heute unsere Rucksäcke mit Moncilla Transport nach Arzua vorgeschickt. Dazu muss man eine Herberge angeben wo das Gepäck hingebracht wird. Dabei ist es egal ob man dort schlafen will oder nicht. Man kann sich dann sein Rucksack nehmen und eine andere Herberge suchen. Jaelyn und Nicholas waren schon am Ziel. Ich bin einen anderen Weg gelaufen. Angekommen erklärt mir Jaelyn ganz aufgeregt das sie die Rucksäcke nicht ausgehändigt bekommt und für das Zimmer ( welches nicht gebucht wurde ) bezahlen soll. Also bin ich hin und habe der Dame an der Rezeption erklärt, das wenn sie nicht augenblicklich unsere Rucksäcke herausgibt ich aus ihren Laden eine Mexikanische Würfelbude machen werde … mit 2 Ausgängen. !!!! Ob die Dame mich verstanden hatte entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls bekam ich unser Gepäck und dazu noch wirklich  wüste Beschimpfungen auf spanisch. Das hatte ich aber umsonst. Wir hatten dann gegenüber  Zimmer gebucht mit todschicken grünen Anstrich und uralten Betten. Es war ein sehr schöner Tag.

Tag 42, 15.Oktober 2015                                                                                                              

Arzua nach O Pedrouzo, 21,65 km,  ⬆️ 449m , ⬇️ 558m                                                              Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

Letzter Tag vor Santiago. Jaelyn, Nicholas, Kerri, Hailey, Janette und ich wir laufen heute gemeinsam nach Santiago de Compostela. Ich habe ein ungutes Gefühl, noch ein paar Kilometer und der ( offizielle ) Jakobsweg ist vorbei. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb haben wir 6 viel Spass beim laufen.

Tag 43, 16.Oktober 2015                                                                                                                    

O Pedrouzo nach Santiago de Compostela, 22,00 km, ⬆️ 799m , ⬇️ 843m                                  Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

Noch 22 Kilometer. 10 Grad heute früh, 22 sollen es werden. Schönstes Wetter für den Abschluss des Camino Frances.                                                                                             Gestern lief ich den Weg alleine ( außer die vielen hundert Pilger, wirklich ! )
Naja jedenfalls habe ich den Camino Revue passieren lassen.
Ich habe wirklich nur schönes erlebt. All die vielen Pilgerbekanntschaften, diese vielen Nationalitäten, Sprachen, Charaktere, ich habe in dieser Zeit nicht einmal ein böses Wort gehört, vielmehr habe ich soviel Liebe, Zuspruch, Mitgefühl, Anteilnahme und Aufmerksamkeit erfahren…. Ich bin davon regelrecht erschlagen.
Ich habe soviel mit Niels gesprochen, habe ihn gefühlt… als wäre er da gewesen… nein, er war da! Die ganze Zeit … Bis jetzt. Und ich werde ihn oder seine Seele freilassen, loslassen, damit er seinen Frieden findet.
Es fällt mir schwer… so sehr schwer, aber ich hatte das Gefühl das er mich bat loszulassen damit er weiter gehen kann, wohin auch immer …damit es hier auf der Erde weitergeht … Das heißt ja nicht das ich ihn verliere … Er wird Da sein wenn ich ihn brauche … Das weiß ich…                                                                                                              Und ich habe beschlossen mich von allem zu lösen was mich nicht glücklich macht.
Weil ich lebe nur einmal auf dieser Welt in dieser Form … ich werde nicht ewig leben, und das bisschen Zeit das einem bleibt sollte man glücklich verbringen…
Ganz besonders danke ich Desiree… Du hast mich dazu gebracht mich zu öffnen und Gefühle zuzulassen, positiv zudenken, über den Horizont zu schauen… Das es da auch noch was gibt.
Danke Jaelyn, Nicholas, Hailey und Jeanette ( meine Familie auf Zeit 😊)
Danke Rossella, Ulli, Kerri, Marcia, Ben und Catherine,
Manfred, Hans, Thomas, und all die anderen das ich ein Teil von euch sein durfte, und ihr ein Teil von mir.
Ich werde euch niemals vergessen.

Danke an die vielen Leser und Leserinnen die mein Podcast verfolgten das gab mir den Ansporn weiter zumachen.

Tag 43,44,45  Santiago de Compostela

…. Und dann war ich auf dem Platz vor der Kathedrale … Und ich war kein Pilger mehr…
War ein komisches Gefühl … mir war zum Heulen zumute.
Der Camino hat mir soviel gegeben.
Das kann man nicht beschreiben, das kann man nur erleben.
Ich werde wohl lange brauchen um das erlebte zu begreifen, zu verarbeiten, zu sortieren.
Der Weg forderte alles ab, Kraft sowohl physisch aus auch psychisch, dann das loslassen von allem… Das viel mir besonders schwer. Sich auf neues einlassen, zulassen.
Dann meine Mitpilger die auf ganz besonderer Weise meine Gefühle und Gedanken zu ihren eigenen machten, und mich nicht alleine ließen wenn ich jemanden brauchte.
Das ist ( für mich ) der Camino.

Hailey hatte im voraus für uns alle bei Airbnb eine Wohnung gemietet. Das war nicht nur preiswert, sonder auch ganz nah an der Kathedrale. Nachdem wir uns dann frisch gemacht hatten gingen wir ohne Rucksack zur Kathedrale zur Pilgermesse. Das war ein so schönes Gefühl, mit all den Pilgern hier die Heilige Messe zu feiern. Dann der                “ Botafumeiro “ das Weihrauch Fass, das da durch die Kathedrale geschwenkt wurde. Als krönender Abschluss des “ offiziellen “ Pilgerweges. Alle waren ehrlich berührt.

Wir werden nun 3 Nächte hier verbringen und uns dann auf den Rest des Pilgerweges machen. Richtung Finisterra und Muxia. In Muxia ist dann mein / unser Jakobsweg beendet, oder anders… beginnt der nächste Camino… egal von wo. Der Camino beginnt vor deiner Haustür.                                                                                                                          Ich habe eine sehr schöne Email von meinem Freund Gerd Hering erhalten die ich jetzt hier veröffentliche ( denke das geht in Ordnung Gerd ? ) sein Kommentar zu meinem Weg ist mir sehr wichtig und er geht mir sehr zu Herzen… Danke Gerd

Hallo Micha,
meinen allerherzlichsten Glückwunsch und ich hoffe, dass Deine Hoffnungen in Erfüllung gegangen sind und Du irgendwie abschließen konntest. Sicherlich wird es nur teilweise der Fall sein, aber der lange Weg hat Dir bestimmt geholfen zu Dir selbst zu finden ! Ich denke mal, dass Du das Leben jetzt ganz anders siehst und vielleicht auch nicht mehr so locker wie es Deine Art war. Ich habe mich bewußt zurück gehalten, weil Du sicherlich genug mit Nachrichten und Tipps zugeschüttet wurdest. Jeden Tag um 04:30 Uhr, irgendwann am Mittag und auch am Abend habe ich Deinen Weg verfolgt. Einige Dinge waren traurig und vieles auch, mit einen Deiner typischen Sprüche, äußerst lustig.
Du hast heute bestimmt vielen Freunde und Bekannten zu antworten, deshalb lass Dir Zeit mir zu antworten. Übertreib also nicht (früher hätten wir gesagt : Treib nicht über) . Schreib mir mal irgendwann, wenn Du wieder den brandenburger Treibsand unter Deinen Schuhen spürst. Ja und zum Schluß der übliche Spruch : HALT DURCH !

Gruß Gerd

Nochmals danke an Gerd, an alle Freunde und Bekannte die mir während meines Camino Frances zur Seite standen, mich dabei unterstützten durchzuhalten
Ohne euch wäre es sehr viel schwerer gewesen
Danke

Tag 46, 19.Oktober 2015  

Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

---

Santiago de Compostela nach Finisterra

Nun ist wieder alles anders … Ich habe mich von vielen Pilgern überzeugen lassen doch mit dem Bus nach Finnestere zu fahren.  Der Weg wäre wohl doch zu hart für so ein Weichei wie mich… Extreme Steigungen und extreme Abstiege über Fels …                    Und, wem muss ich etwas beweisen? Höchstens mir selbst.  Also werde ich das was ich mir für Finesterre vorgenommen habe mit dem Bus erledigen, und dann gemütlich nach Hause schlendern.

Vorgestern Abend unsere “ Welcome in Santiago“ Dinner Party war wunderschön wir waren 15 Personen. Eine Mexikanerin ein deutscher ( ich) und eben die kanadischen und amerikanischen Freunde. Jeder brachte irgend was zu trinken oder essen mit. Es war der schönste Abend des gesamten Camino.

Und nun sind wir nach 3 Stunden Busfahrt in Finestere angekommen. Und wen treffen wir hier? …. Alle! 😊 Einfach irgendwie alle… Die Welt ist klein 😊

Heute geht es zu Fuß zum Leuchtturm, ich hoffe ich übersteh das.  Ich denke dann besonders an Martina , Svenja, Frank, Denise und Janine denn auch für diese  bin ich den Camino gelaufen.                                                                                                                     Vielleicht spüre oder fühle ich Niels und Sabine  ….

Ich habe dann am Cap Fineterra am Leuchtturm Briefe an Niels von Svenja, Martina und mir vorgelesen. Es war wie man auf dem Video hört extremer Sturm, man versteht eigentlich nichts… und doch alles… dann habe ich von Niels Asche genommen sie in den Wind gepustet, und ihn, Niels freigelassen … losgelassen. Es war furchtbar und doch gleichzeitig befreiend. Es war richtig.

Tag 47 und 48. 20/21.Oktober 2015

Finisterre

Heute bleiben wir hier in Finisterre wir haben uns eine Wohnung für 2 Nächte gemietet. Wir waren am Atlantik, Jaelyn und Nicholas waren mutig und haben sich in die kalten Fluten gestürzt. Mein Ding ist das nicht. gefühlte 17 Grad Wassertemperatur.

Anschließend waren wir in einer „Schicken Bar“ 🙂 , Zum Bier gab es noch was zu rauchen.

Und egal wie ihr nun darüber denkt, … Miniurne, Bier, Joint, ist pietätlos ? Für Niels wäre es das Größte gewesen, … und ich sein Held !!!

Es waren zwei schöne Tage mit guten Essen und Trinken. Ich habe für alle „German Pancake “ ( Eierkuchen ) gemacht. Das war ein Highlight für meine Amerikanischen Freunde.

Tag 49, 22.Oktober 2015 

Muxia

Wir sind wieder mit dem Bus gefahren, nach Muxia dauert  nur ein Paar Minuten.

In Muxia angekommen erst mal zur Albergue Bela Muxia. Ein wunderschönes neues Haus mit … für Albergue gewohnten Pilgern … der reine Luxus. Dann zum Leuchtturm und zur Kapelle und die Seele baumeln lassen.

Tag 50, 23.Oktober 2015

Muxia nach O Casteliño, 28,68 km,  ⬆️ 964m , ⬇️ 621m                                                           Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

Nun bin ich also heute von Muxia aus losgestiefelt Richtung Olveiroa, ca 32 km Fußweg.
Ohne Frühstück weil ich mir dachte ich kann ja unterwegs frühstücken…. Tja… Nix mit unterwegs frühstücken… Es gab unterwegs genau zwei Cafés… Eins hatte zu und das andere nicht auf! Aber ich fand einen „Supermarkt“ der wurde von einer steinalten Frau geführt. Und nun das Problem, ich hab Hunger und versuche der Dame zu erklären das ich gerne etwas Käse hätte. Nur habe ich in Spanisch „cien gramos queso Por favor“ (100 Gramm Käse ) bestellt … Die Dame spricht aber kein Spanisch sondern Galicisch, was ja eher ins portugiesische geht. Nach langem hin und her bekam ich dann meinen Käse… 280 Gramm 😊 etwas mehr als bestellt … Aber egal. Nun wollte ich noch Brot “ un poco pan Por favor … War aber alle … Sie versuchte mit Donut aufzuschwatzen mit viel Schokolade, ich überlegte, kam aber zu dem Schluss das Käse mit Schokodonut vielleicht nicht ganz so lecker ist … Ich schleppe jetzt den ganzen Tag 280 Gramm Käse mit mir rum .
Und habe jetzt um 17:30 Uhr immer noch kein Frühstück.
Hab meine Tour nicht geschafft aber eine nette Albergue gefunden, hat ja auch was.

Tag 51, 24.Oktober 2015

O Casteliño nach Dumbría, 16,00 km,⬆️ 320m , ⬇️ 334m                                                               Um meine heutige Strecke auf Runtastic zu verfolgen, klicke hier!

Heute war der Camino mal wieder die Härte
Vor allem wenn man ihn quasi zurückläuft und die Pfeile immer auf der anderen Seite sind … Deshalb habe ich mich heute um mindestens 5 km verlaufen.
Ab morgen bin ich auf den Weg den viele Pilger laufen …. Da wird es leichter
Heute war ich auf den ganzen 28 km alleine.

Tag 52, 25.Oktober 2015

Abbruch ,                                                                                                                                  Dumbria zurück nach Santiago mit dem Taxi und Bus.

14 Grad und ein paar Tropfen Regen, das ist auch schon die Höchsttemperatur
Ideales Wanderwetter…
Heute bin ich um 7:20 im Dunkeln los mangels Kaffee in dem Ort
Es geht heute Richtung Santiago ich nehme mir wieder 30 km vor … Mal sehen ob ich das schaffe.                                                                                                                                          Schaffe ich nicht, ich fühle mich furchtbar. Wieder allein unterwegs, niemand zum reden da, ich sehne mich zurück nach Santiago. Da sind heute noch meine Pilgerfreunde meines Caminos. Ich bestelle nach 14 km ein Taxi und fahre zurück.

In der Herberge “ The last Stamp “ bekomme ich noch ein Bunckbed Jaelyn und Nicolas sind auch da. Die Welt ist wieder in Ordnung.

Tag 53, 26.Oktober 2015

Santiago vorletzter Tag

Heute habe ich mir in einem Reisebüro ein Flugticket für Santiago nach Berlin gekauft. Jaelyn, Nicholas und ich vertreiben uns die Zeit in Santiago schlendern durch die Strassen und Gassen, geniessen die Cafés und Restaurants , gehen Andenken kaufen. Beobachten ankommende Pilger. Es ist wirklich sehr entspannt. Und ich trauere schon jetzt den Jakobsweg nach.

Tag 54, 27.Oktober 2015

Rückflug

Morgens wird noch gefrühstückt und dann zum Flughafen. Jaelyn und Nicholas fliegen 4 Stunden vor mir ab. Ich bringe beide zum Flughafen und bleibe dann dort bis meine Maschine geht. Abschied ist immer furchtbar. Irgendwie reden drum herum . Aber ich verspreche Jaelyn, das ich sie besuchen werde in Seattle, und zwar noch in diesem Jahr.

Dann waren beide weg und ich allein auf dem Flughafen. Mein Camino war nun definitiv zu Ende. —————————— Ende 

Das war mein Jakobsweg 2015

Mein Fazit :
Ich bin ruhiger geworden, habe gelernt loszulassen, mich nicht zu stressen.
Ich gehe über meine Grenzen und bin dankbar das ich das kann.
Ich sehe alles nicht mehr so verbissen.
Ich kann den „da oben“ auch mal danke sagen für alles Schöne in dieser Welt.
Wenn es regnet… na und ? Es ist warm!
Wenn es stürmt… na und ? Gleich bin ich zu Hause!
Die Dinge positiv sehen, das habe ich gelernt !

Und vor allem … Weniger ist mehr!
Ich lernte wieder, das Geld nicht alles ist. Man kommt mit so wenig aus, man muss sich arrangieren mit dem was man hat … Und es funktioniert !
Die kleinen Dinge schätzen, dankbar zu sein für eine Schlafgelegenheit , für etwas zu essen und trinken. Für Gespräche, Freude mit anderen zu teilen… Das ist es.
Und dann die vielen Pilger ich ich kennenlernen durfte… die Freunde wurden…

Ich wünsche euch allen, das ihr mal die Gelegenheit habt den Camino zu pilgern … Dieses Erlebnis kann euch keiner nehmen.
Bis dahin…
Ultreia
Alles Liebe
Micha